Begrüßungsrede von Gundula Roßbach

Begrüßung von Gundula Roßbach (Vorstandsvorsitzende GVG) zur Festveranstaltung zum 75-jährigen Jubiläum der GVG „Soziale Sicherheit 2050 – mehr Zukunft wagen?“ – am 5. Juli 2022 in Berlin (19.00 Uhr)

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dittmar,
sehr geehrter Herr Staatssekretär Dr. Schmachtenberg,
sehr geehrte Gäste,
sehr geehrte Mitglieder der GVG,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Präsidiums und des Vorstandes,
und unser Ehrenvorsitzender sehr geehrter Herr Dr. Rische,

vielen Dank für Ihre einleitenden Worte. Ich grüße Sie ganz herzlich und freue mich sehr über Ihr Kommen. Es freut mich außerordentlich, dass so viele Personen aus den verschiedenen Bereichen der sozialen Sicherung in Deutschland unserer Einladung gefolgt sind.

Wir wollen heute Abend gemeinsam mit Ihnen das 75-jährige Bestehen unserer GVG begehen:

Die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung bringt seit 75 Jahren Institutionen aus fast allen Bereichen der sozialen Sicherung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen. Gemeinsam identifizieren wir zukünftige Herausforderungen und geben Impulse für die Zukunft unseres Sozialstaates.

Dieser Anspruch wurde schon 1947 von den Gründungsmitgliedern der GVG in der ersten Fassung der Satzung formuliert. Damals wurde ein wichtiger Grundsatz verankert, der die GVG bis heute auszeichnet und Teil ihrer Einzigartigkeit ist: „Zweck des Vereins ist die wissenschaftliche und gestaltende Arbeit auf dem Gebiet der Sozialversicherung und der Privatversicherung, insbesondere des Gesundheitswesens, der Finanzgebarung, Verwaltung, und der Schulung des Nachwuchses.“ So kann man es in der Gründungssatzung vom 9. Mai 1947 nachlesen.

Diese und andere spannende Zeitdokumente finden Sie übrigens ausgestellt am Ende des Raumes.

Die Idee einer übergreifenden Kooperation, bildet bis heute die Grundlage unserer Zusammenarbeit und hat die GVG zu der pluralistischen Plattform werden lassen, die sie heute ist.

Unser neuer GVG-Clip zu Beginn hat gerade ganz wunderbar gezeigt, wie vielfältig die GVG ist. In ihr kommen die gesetzlichen Sozialversicherungen,

  • die privaten Kranken-, Pflege- und Lebensversicherungen, berufsständische und betriebliche Einrichtungen der Alterssicherung, Leistungserbringer im Gesundheitswesen,
  • Sozialpartner, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände,
  • Unternehmen der Privatwirtschaft
  • sowie Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft

und weiterer gesellschaftlich relevanter Institutionen zusammen, um ganz im Sinne unseres neuen Slogans gemeinsam „Soziale Sicherheit weiterzudenken“.

Dass die GVG heute ihr 75-jähriges Bestehen feiern kann und wir heute auf alle Höhen und Tiefen, die so eine lange Zeit mit sich bringt, zurückblicken, liegt ganz wesentlich an zwei weiteren Prinzipien:

Trotz aller Unterschiedlichkeit der Interessen kommen in der GVG alle Argumente und Positionen gleichberechtig zu Wort.

Sie ist ein Ort der Fachlichkeit und der gegenseitigen Wertschätzung trotz unterschiedlicher Perspektiven und Interessenslagen.

In der heutigen Zeit, die zunehmend von Polarisierung und den Filterblasen der sozialen Medien geprägt wird, können wir den Wert dieser Prinzipien nicht stark genug betonen. Sie sind es auch, warum ich mich gerne für die GVG engagiere.

Trotz aller Vielfalt ist es der GVG zu jeder Zeit gelungen, „soziale Sicherheit weiterzudenken“ und Impulse für die Zukunft zu geben. Wenn Sie sich äußert, dann findet es Beachtung.

Die GVG hat über die Jahre viele Anregungen entwickelt, um unseren Sozialstaat an die Herausforderungen von morgen anzupassen.

Impulse zur Digitalisierung des Gesundheitswesens, für bessere Vorsorgeinformationen für alle Bürgerinnen und Bürger, die Entwicklung und Verabschiedung „Nationaler Gesundheitsziele“ oder die erfolgreichen internationalen sozialpolitischen Projekte im Zuge der Osterweiterung der EU sind nur einige kurze Schlagworte.

Viele der Ideen und Lösungsvorschläge der GVG, wurden aufgegriffen. Sehr geehrte Frau Dittmar, sehr geehrter Herr Dr. Schmachtenberg, ich freue mich sehr über Ihr Kommen und darauf, von Ihnen zu erfahren, welche Perspektiven das BMG und das BMAS auf die GVG und die Zukunft der sozialen Sicherung haben.

Meine Damen und Herren, wir wollen gemeinsam mit Ihnen heute vor allem in die Zukunft schauen. Unser Motto des Abends: „Soziale Sicherheit 2050 – mehr Zukunft wagen?“ soll Anlass bieten, um die Herausforderungen von morgen zu beleuchten. Wir alle wissen, dass die digitale Transformation und der demografische Wandel Treiber unserer sozialen Sicherungssysteme sind.

Die beiden Megatrends werden strukturell und finanziell ganz wesentlich die Rahmenbedingungen der sozialen Sicherung besonders in Deutschland beeinflussen und verändern.

Bisher haben wir die Krisen und Herausforderungen gut bewältigt. Gemeinsinn war unsere Stärke.

Wir befinden uns in bewegten Zeiten und wir werden uns auf eine Reihe von Veränderungen einstellen müssen. Unserem Leben ist wohl etwas von seiner Sorglosigkeit genommen worden.

Pandemien, Umweltkatastrophen und sogar Kriege sind ganz in unsere Nähe gerückt. Deshalb ist es auch so wichtig, gemeinsam Stellung zu beziehen und Solidarität zu zeigen.

Das System der sozialen Sicherung mit seinen Leistungen trägt dabei eine große Verantwortung. Gemeinsames Wirken ist mehr denn je gefragt. Zusammen sind wir gefragt, um Lösungen aufzuzeigen und um den Menschen in unsicheren Zeiten zur Seite zu stehen.

Mit diesen wichtigen zentralen Fragen wird sich später auch Frau Prof. Aysel Youllu-Tok von der Hochschule für Wirtschaft und Recht befassen. Ich freue mich sehr auf ihren Impuls und die anschließende Diskussion mit Ihnen lieber Herr Gunkel von der BDA und Ihnen lieber Herr Hamers vom GKV-Spitzenverband. Als Vertreter der sozialen Selbstverwaltung sind ihre Einschätzungen und Gedanken zu diesen Themen für den heutigen Abend und die künftige Arbeit der GVG von großem Wert.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der GVG,

ich bin mir sicher, dass auch die GVG aufgrund Ihrer besonderen Zusammensetzung einen Beitrag zu diesen komplexen Herausforderungen leisten kann.

Wir haben in den letzten Monaten gemeinsam mit dem Präsidium und dem Vorstand damit begonnen, die GVG neu auszurichten und aufzustellen.

Ich bedanke mich hier herzlich bei unserem neuen Geschäftsführer Herrn Reith, der mit seinem jungen Team erfolgreich begonnen hat, die strategischen Überlegungen des Präsidiums und des Vorstandes in die Tat umzusetzen. Wir sind dabei, die GVG flexibler, themen- und projektorientierter zu organisieren.

Wir wollen die GVG wieder stärker an den großen Themen von morgen ausrichten und gemeinsam mit den Mitgliedern und dem Wissenschaftlichen Beirat im Querschnitt bearbeiten.

Die Zusammenarbeit in den Gremien und die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen zeigen mir, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Ich freue mich diesen Prozess als Vorsitzende weiter begleiten zu können und ich rufe alle Mitglieder der GVG dazu auf, sich mit Ideen und Engagement einzubringen und die Zukunft der GVG aktiv mitzugestalten.

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich für die Botschaften zum Geburtstag der GVG aus dem Kreis der Mitglieder und des Präsidiums. Einen kleinen Zusammenschnitt werden wir Ihnen gleich präsentieren. Die Langversionen können Sie sich auf Twitter und auf unserem Youtube-Kanal anschauen. Auch ein Zusammenschnitt der heutigen Veranstaltung wird dort zu sehen sein.

Zu guter Letzt danke ich dem Team der Geschäftsstelle und dem GLS-Campus, die diese Jubiläumsveranstaltung in sehr kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Ich danke allen Rednerinnen und Rednern und Ihnen lieber Herr Oswald für die Moderation.

Viele von Ihnen haben sich lange nicht persönlich gesehen. Aber nicht zuletzt im Sinne der Demokratie ist es wichtig, die anderen wahrzunehmen, sich auszutauschen und für Neues offen zu bleiben.

Ich wünsche interessante Gespräche und uns allen eine spannende Veranstaltung. Herzlichen Dank!