Am 9. Oktober 2023 fand der Digitale Impuls „Inklusives Gesundheitswesen: Medizin für alle“ statt, die als Nachfolgeveranstaltung zum Digitalen Impuls im vergangenen Herbst konzipiert wurde. Über 60 Teilnehmende schalteten sich online zu, um an dieser wichtigen Diskussion über die inklusive Gestaltung des Gesundheitswesens und den im Koalitionsvertrag verankerten Aktionsplan teilzunehmen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Lilian Masuhr und begleitet durch die Schriftdolmetschung der Kombia Agentur Berlin.
Prof. Dr. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, eröffnete die Diskussion mit einem eindrucksvollen Impulsvortrag. Sie beleuchtete die bestehenden Barrieren und Herausforderungen im Gesundheitssystem und wies darauf hin, dass der demografische Wandel zu einem Anstieg an Menschen mit erworbenen Behinderungen führen wird. Prof. Dr. Hornberg sprach sich zudem für mehr Forschung, Wissenstransfer und eine frühzeitige Integration des Themas in die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte aus.
Im Anschluss betonte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, die Bedeutung des täglichen Kontakts mit Menschen mit Behinderungen, sowohl im Alltag als auch im Berufsleben. Er appellierte an die Gesellschaft, insbesondere an Menschen ohne Behinderungen, Verantwortung zu übernehmen, um Inklusion zu ermöglichen. Insgesamt begrüßt die Bundesärztekammer den Aktionsplan und sieht hierin eine Chance zur Verbesserung.
Verena Bentele, Sprecherin des Deutschen Behindertenrats & Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, erweiterte die Diskussion, indem sie die Vielfalt der Menschen mit Behinderungen in den Fokus rückte. Sie forderte einen besseren Zugang zu verbindlichen Informationen über die Gesundheitsversorgung unter Berücksichtigung diverser Kommunikationsarten und sprach sich für die Förderung spezialisierter medizinischer Zentren aus. Zudem betonte Frau Bentele die Notwendigkeit einer gesetzlichen Verpflichtung zur Barrierefreiheit und Diversität, inklusive einer Übergangsfrist, um Chancengleichheit im Gesundheitssystem zu gewährleisten.
Herr Dr. Reinhardt schlug vor, kommunale, aber harmonisierte Regelungen zur Zugangsorganisation zu schaffen. Er wies darauf hin, dass die Ärzteschaft Unterstützung von der Politik und der Allgemeinheit benötigt, um Inklusion effektiv umzusetzen.
Im abschließenden Teil der Veranstaltung wurde der Aktionsplan und die erforderlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung vertieft diskutiert. Prof. Dr. Hornberg betonte die Notwendigkeit der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen. Digitale Lösungen könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen, wobei sie klarstellte, dass es sich letztlich bei der Umsetzung von Inklusion um eine Haltungsfrage der Gesellschaft handelt.
Herr Dr. Reinhardt ergänzte, dass alle strukturellen Maßnahmen staatlich organisiert und finanziert werden müssen und eine Priorisierung der Finanzmittel notwendig ist. Frau Verena Bentele stellte fest, dass es im Gesundheitssystem oft an Engagement mangelt und forderte eine gemeinsame Anstrengung zur Bewältigung der Herausforderungen.
Die gesamte Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist in Kürze auf dem YouTube-Kanal der GVG verfügbar, zusammen mit der Aufnahme des Digitalen Impulses des letzten Jahres.