"Der demografische Wandel eröffnet wichtige gesellschaftliche Chancen."

Interview mit Martina Schmeink, Geschäftsführender Vorstand Das Demographie Netzwerk (ddn) – neues Mitglied der GVG

16.06.2025

GVG im GesprächFrau Schmeink, ddn ist das Netzwerk für eine aktive Gestaltung des demografischen Wandels. Im ddn engagieren sich Unternehmen unterschiedlicher Größe, Verbände, Beratungsunternehmen, wissenschaftliche Institutionen, Einzelpersonen und Kommunen. Das Demographie Netzwerk ist der GVG beigetreten – was erhoffen Sie sich von einer Mitgliedschaft?

Martina Schmeink: Auch wenn wir im Demographie Netzwerk (ddn) den Fokus auf die eher operativen Themen der Gestaltung des Demografischen Wandels in der betrieblichen Personalarbeit setzen, braucht eine fundierte Arbeit auch ein tieferes Verständnis der übergeordneten Themen der sozialen Sicherung, die direkte Auswirkungen auch auf die betrieblichen Fragestellungen des Demographischen Wandels haben. Insofern ist die gegenseitige Mitgliedschaft von ddn und GVG die logische Konsequenz

GVG im GesprächWie wollen Sie sich in die GVG einbringen?

Martina Schmeink: Die GVG bietet verschiedene Gremien aber auch Veranstaltungsformate, bei denen ddn einen Beitrag leisten kann. Wir sehen eine sinnvolle Möglichkeit der Mitwirkung in den GVG Gremien Alterssicherung und Arbeitsmarkt, die wir mit der betrieblichen Perspektive bereichern können. Zudem ist der von der GVG initiierte Generationendialog ein Element, bei dem ddn Impulse setzen kann, wie auch Impulse aufnehmen, die wiederum in die Arbeit in den ddn Austauschforen einfließen.

GVG im GesprächDer demografische Wandel wird im öffentlichen Diskurs fast ausschließlich als Problem dargestellt. Liegen in der aktuellen demografischen Entwicklung auch Chancen für unsere Gesellschaft?

Martina Schmeink: Der demografische Wandel eröffnet wichtige gesellschaftliche Chancen. Die steigende Lebenserwartung fördern ein neues Bild des Alters: Ältere Menschen werden zunehmend als aktive, kompetente und engagierte Mitglieder der Arbeitswelt wahrgenommen. Das trägt zur Entstigmatisierung des Alterns und zu einem inklusiveren Generationenverständnis bei.

Gleichzeitig wächst der gesellschaftliche Dialog über gerechte Teilhabe, Bildung und lebenslanges Lernen. Arbeitsmodelle, die generationenübergreifendes Arbeiten ermöglichen, stärken den sozialen Zusammenhalt und fördern gegenseitige Wertschätzung. Die Anerkennung und Integration unterschiedlicher Lebensphasen – etwa bei Familien- oder Pflegeaufgaben – führen zu einem humaneren und solidarischeren Arbeitsumfeld.

GVG im GesprächIn der GVG engagieren sich Organisationen mit den unterschiedlichsten Positionen und Interessen. Welche Herausforderung und Chancen sehen Sie für die Zusammenarbeit solch verschiedener Akteure hinsichtlich komplexer Fragen in der sozialen Sicherung?

Martina Schmeink: Der demografische Wandel bietet einen Impuls für soziale Innovation: Neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements, altersfreundliche Stadt- und Raumplanung sowie eine stärkere Verzahnung von Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik rücken in den Fokus. So wird der Wandel zur Chance für eine gerechtere, resiliente und solidarische Gesellschaft. Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure in der GVG ist eine große Chance im Umgang mit der Komplexität der gesellschaftlichen Aufgabe, vor der wir gemeinsam stehen.

Informationen zum ddn:

Im März 2006 entstand ddn auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). Es versteht sich als Impulsgeber für den gesellschaftlichen Diskurs rund um die vielschichtigen Herausforderungen des demografischen Wandels und trägt zur Entwicklung praxisorientierter Lösungsansätze in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bei.

Als bundesweites Netzwerk verfolgt ddn das Ziel, Impulse für eine zukunftsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung zu setzen. Im Fokus stehen die Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen und die Entwicklung praxisnaher Lösungsansätze zur Bewältigung des Fachkräftemangels. Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Das Interview führte David Schäfer (Referent für Sozialpolitik der GVG).