Der Umgang mit kontinuierlicher Veränderung stellt uns vor große Herausforderungen, die uns als Arbeitgeber fordern, unseren Mitarbeitenden Unterstützung und Antworten zu bieten. Ziel sollte es sein, unsere Mitarbeitenden mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten, um gut mit Veränderungen umgehen zu können. Wesentlich hierfür ist die Stärkung der individuellen Resilienz als Basis für mentale und körperliche Gesundheit über alle Lebensphasen hinweg. Der Aufbau einer gesunden Arbeitskultur in den Teams ist Grundlage dafür, denn nur so wird eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein gesundes Arbeitsumfeld geschaffen, in dem Risikobereitschaft und ein konstruktiver Umgang mit Fehlern möglich sind. Lernen und Entwicklung sind hierbei wichtige Grundvoraussetzungen für einen nachhaltig gesunden Umgang mit Wandel und steter Veränderung.
Die technologische Entwicklung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie Veränderungen auf Kunden- und Marktseite erfordern kontinuierliches Lernen. Dies ist inzwischen kein „nice to have“ mehr, sondern ein Erfolgsfaktor, dem wir als Arbeitgeber jetzt Priorität einräumen müssen – auch im Tagesgeschäft. Der demografische Wandel führt zu einem Fachkräftemangel. Zudem werden die Menschen älter – unsere Belegschaften werden damit auch altersdiverser. Auch die Globalisierung fordert unser Wissen und Können durch neue Fragestellungen und Aufgaben heraus. Lernen ist keine Kür.
Durch kontinuierliches Lernen und das Sammeln neuer Erfahrungen können wir sowohl unsere individuelle als auch kollektive Resilienz aufbauen. Die Stärkung der eigenen fachlichen Fähigkeiten, Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit sowie die Reflexion der inneren Werte und Glaubenssätze sind Kernkompetenzen, die helfen, unsere Bedürfnisse zu erkennen und zu bedienen. Dies wiederum führt zu weniger Stress im Arbeitsalltag und ermöglicht es uns, dem Wandel gelassener entgegenzutreten. Gleichzeitig ergeben sich dank dieser Erfahrungen neue berufliche Perspektiven, sei es durch fachliche Expertise, Projektarbeit oder das Aufsteigen in der Führungslaufbahn.
Zum Lernen zählen nicht nur die klassischen Lerneinheiten wie eLearnings oder Seminare, sondern noch viel wichtiger die eher praktischen, direkten Lernformate wie Hospitationen, Job-Shadowings, Best-Practice-Austausch und Mitarbeit in Projekten. Nur so lernt man direkt von den Kolleg:innen. Als Führungskraft erkenne ich, dass es einigen meiner Mitarbeitenden nicht immer leichtfällt, die richtigen Lern- und Entwicklungsziele sowie die dazu passenden Wege für sich zu identifizieren. Das kann stressen, die Motivation dämpfen und im schlimmsten Falle krank machen. Im Dschungel der schier unbegrenzten Lernmöglichkeiten kann es eine Herausforderung sein, die richtigen Angebote zu finden. Hier spielen natürlich auch individuelle Lebensphasen eine wichtige Rolle:
Welche Optionen sind richtig?
Es liegt in meiner Verantwortung als Führungskraft, im Team, in Einzelgesprächen mit meinen Mitarbeitenden oder auch in Mentoring-Sessions herauszuarbeiten, welche Stärken und Interessen jede und jeder Einzelne mitbringt und welche Motivationstreiber vorhanden sind. Auch ein Blick auf den Umgang mit Stress kann helfen, die passenden Optionen zu identifizieren. Durch ein stärkendes und motivierendes Arbeitsumfeld kann es gelingen, mentale Erschöpfung und konsequenterweise Krankheit zu reduzieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lernen und Entwicklung marktbedingt eine Notwendigkeit und ein Erfolgsfaktor geworden sind – und das in allen Lebensphasen, unabhängig vom Alter, der Berufserfahrung und der Rolle. Gesundheit ist die Basis. Führungskräfte können im Arbeitsalltag gute Rahmenbedingungen für kontinuierliches Lernen und gesundes Arbeiten schaffen, indem sie gemeinschaftliche Ambitionen und Lernstrategien zusammen mit den Teams definieren. Auch Stressoren am Arbeitsplatz gehören im Teamdialog diskutiert. Der Wert von Humankapital erhöht sich durch Lernen, Erfahrungszuwachs und Entwicklung über alle Lebensphasen hinweg. Der Arbeitsplatz ist der zentrale Ort für Lernen und Entwicklung – und hier sind die Führungskräfte gefragt. Wichtig dabei ist, den Entwicklungsbegriff breit zu fassen: Bildung, Ausbildung, Ausprobieren, Austausch, soziales Lernen, neue Erfahrungen sammeln. Karriere darf, muss aber kein Ergebnis davon sein. Auch hier schaffen wir Führungskräfte die Rahmenbedingungen für gesundes Lernen und die Entwicklung unserer Mitarbeitenden – entlang der Anforderungen des Arbeitgebers und mit den Interessen der Mitarbeitenden im Blick.
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