Beim diesjährigen Tag der Selbstverwaltung am 22. Mai 2025 stand die Rolle der sozialen Selbstverwaltung als demokratische Säule des Sozialstaats im Mittelpunkt. In Vorträgen und Dialogformaten betonten prominente Stimmen aus Politik und Praxis die Notwendigkeit, die Arbeit der Selbstverwalter:innen sichtbarer zu machen und ihre Handlungsspielräume vor staatlichen Eingriffen zu schützen.
Die GVG setzt sich seit ihrer Gründung für die Weiterentwicklung und Stärkung einer staatsfern organisierten sozialen Sicherung ein. Damit steht sie wie kaum eine andere Organisation für die eigenverantwortliche Gestaltung der Sozialversicherung durch Arbeitgeber und Versicherte.
In diesem Jahr haben wir erstmals gemeinsam mit unserem Mitglied ver.di den Tag der Selbstverwaltung organisiert. Unter dem Motto „Demokratie stärken. Die Zukunft der Selbstverwaltung gemeinsam gestalten“ kamen rund 200 Selbstverwalter:innen und Interessierte in der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin zusammen, um sich über die Zukunft der sozialen Selbstverwaltung und aktuelle Herausforderungen für den Sozialstaat auszutauschen.
Betroffene zu Beteiligten machen
Auf der Bühne diskutierten Mitglieder des Bundestags, Spitzenakteure der sozialen Selbstverwaltung auf Versicherten- und Arbeitgeberseite sowie hochkarätige Vertreter:innen aus dem Hauptamt der verschiedenen Sozialversicherungsträger.
Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund und Vorsitzende der GVG, plädierte für eine stärkere Mitgestaltung durch Selbstverwalter:innen. Soziale Selbstverwaltung sei „gelebte Verantwortung“ und ein hohes Gut, das Brücken zwischen den großen Institutionen der sozialen Sicherheit und den Menschen schlage. „Betroffene zu Beteiligten machen“ lautete ihr Appell an eine zukunftsfähige Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme.
Gerade wegen der unter Druck stehenden Renten-, Krankenversicherungs- und Pflegesysteme sei die soziale Selbstverwaltung wichtiger denn je, betonte Rebecca Liebig, im ver.di-Bundesvorstand zuständig für die soziale Selbstverwaltung. Trotz ihrer wichtigen Aufgaben sei diese allerdings zunehmend von politischen Eingriffen betroffen.
Mehr Wehrhaftigkeit gegen staatliche Eingriffe?
Vor diesem Hintergrund forderte Peter Weiß, Bundeswahlbeauftragter für die Sozialversicherungswahlen, ein eigenes Klagerecht für die soziale Selbstverwaltung gegenüber dem Staat, damit sie die Rechtspositionen der Versicherten besser geltend machen könne. Alexander Gunkel (Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) unterstützte ausdrücklich, „dass die soziale Selbstverwaltung hier wehrhafter werden sollte“.
Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) und GVG-Präsidiumsmitglied, lobte die wichtige Arbeit der Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter: „Selbstverwaltung stärkt den sozialen Dialog und sorgt dafür, dass unterschiedliche Interessen Gehör finden.“ So entstünden ausgewogene Entscheidungen, die sich an der Realität orientierten und dem Gemeinwohl dienten.
Wie gelingt der Generationenwechsel?
Im Mittelpunkt der Diskussionen stand auch die Frage, wie die soziale Selbstverwaltung zukunftsfest aufgestellt werden kann - etwa durch die Gewinnung jüngerer Menschen und eine bessere Ansprache der Öffentlichkeit. „Junge Menschen müssen sehen, dass sie etwas bewegen können, dass sie Einfluss nehmen und die Sozialversicherung mitgestalten können“, sagte Kai Reinartz, ehemaliger Vorsitzender der ver.di-Jugend und stellvertretendes Mitglied des TK-Verwaltungsrates.
Die Schlussworte von Rebecca Liebig machten Mut: „Gerade in den schwierigen Zeiten, in denen wir uns befinden, ist es ermutigend zu sehen, dass wir es in der Selbstverwaltung schaffen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Dinge zu schauen, aber mit der gleichen Zielsetzung. Es braucht diese Institutionen, und es braucht auch Vertrauen in diese Institutionen. Ich freue mich, wenn wir in der Lage sind, das weiterzuentwickeln, zu stärken und vor allem sichtbar zu machen, damit die Akzeptanz noch größer wird.“
Das detaillierte Programm zum Tag der Selbstverwaltung finden Sie auf der Veranstaltungsseite von ver.di.
Einen ausführlichen Bericht zum Tag der Selbstverwaltung finden Sie auch auf der Veranstaltungsseite von ver.di.
Die Videos der Veranstaltung finden Sie demnächst unserem You-Tube-Kanal.